Die Stadt Hirtshals im Nordwesten Jütlands ist bekannt durch ihren Fischerei,- und Fährhafen. Von hier verkehren die Fähren nach Norwegen, Island und zu den Färöer Inseln. Schon im letzten Jahr, hatten wir dem Ort von Sæby aus, einen kurzen Besuch abgestattet und uns rund um den Hafen umgesehen. Die Bilderreise entlang der Jammerbucht erzählt davon. In diesem Jahr wollen wir unbedingt das Bunkermuseum am Leuchtturm erkunden.
Das Bunkermuseum Hirtshals 10. Batterie
Schon im Vorfeld hatte das Museum mein Interesse geweckt. Als Teil des Atlantikwalls diente die 10. Batterie der Verteidigung der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg. Eine ähnliche, aber kleinere Anlage hatten wir schon in der Normandie in Fécamp besucht. Das Bunkermuseum in Hirtshals ist von den Ausmaßen aber viel komplexer. Die Anlage besteht aus rund 70 Standorten, davon 64 Bunker und etliche Kanonen,-und Maschienengewehr Stellungen. Diese sind durch Laufgräben von insgesamt 3,5 Kilometern Länge miteinander verbunden. Was einen Besuch besonders reizvoll macht, ist die Lage oberhalb des wunderschönen Husmoderstranden, dem Hausfrauen Strand. Gleich neben dem weithin sichtbaren Leuchtturm beginnt die etwa 1 Quadratkilometer große Anlage. Der Eintritt ist frei und am Eingang gibt es einen kostenlosen Faltplan, in dem alle Standorte verzeichnet sind.
Leuchtturm Hirtshals


Der Leuchtturm ist mit einer Feuerhöhe von 57 Metern einer der höchsten Leuchtfeuer Dänemarks und seit 1863 in Betrieb. Er kann besichtigt werden und bietet einen wunderschönen Ausblick. In den Sommermonaten wird außerdem eine Kaffeestube bewirtschaftet. Unter dem Titel „Kunst på Fyret“ gibt es viermal jährlich wechselnde Kunstausstellungen im angrenzenden Assistentenhaus.
Auf und Ab durchs Bunkermuseum Hirtshals

Mit dem Plan in der Hand machen wir uns auf zum ersten Standort. Viele Familien sind in der Anlage unterwegs. Besonders viele deutsche Familien nutzen die Gelegenheit ihren Kindern ein unrühmliches Kapitel deutscher Geschichte nahe zu bringen. Es tut gut das Kinderlachen zwischen den Bunkern zu hören und Väter mit ihren Söhnen spielerisch die Gänge der Laufgräben erkunden zu sehen. Wir erreichen zuerst einen ausgestatteten Mannschaftsbunker. Kaum zu fassen, dass hier 20 Soldaten auf engstem Raum zusammen leben mussten. Eine kleine Ausstellung erläutert außerdem den Alltag in der 10. Batterie.



Du solltest festes Schuhwerk anziehen, wenn du die Anlage besuchst. Es geht auf Trampelpfaden auf und ab durch das Gelände. Die Laufgräben können auch mal rutschig sein. An vielen Stellen bietet sich ein traumhafter Ausblick über den Strand und das Meer. Einfach herrlich!

Die 10. Batterie – Stählerne Zeugin des Atlantikwalls
Küstenwache im Zweiten Weltkrieg
Die sogenannte 10. Batterie war Teil des deutschen Atlantikwalls, jenes gigantischen Verteidigungswerks, das während des Zweiten Weltkriegs entlang der europäischen Westküste errichtet wurde. In Hirtshals, an der Nordspitze Jütlands, entstand ab 1941 eine der bedeutendsten Küstenbatterien Dänemarks. Ihre strategische Aufgabe bestand darin, die Einfahrt in das Skagerrak und den Zugang zur Nordsee zu kontrollieren – ein Gebiet von enormer militärischer Bedeutung, da hier die Seewege zwischen Norwegen, Deutschland und dem Atlantik zusammentrafen.
Aufbau und Bewaffnung
Die 10. Batterie bestand aus vier Geschützstellungen, die in massiven Betonbunkern untergebracht waren. Diese Bunker – teils in die Dünen eingebettet, teils auf freier Höhe errichtet – boten Schutz für Geschütze, Mannschaften und Munition.
Zum Einsatz kamen 15 cm Kanonen mit einer Reichweite von rund 20 Kilometern. Damit konnten sowohl Schiffe auf hoher See als auch mögliche Landungsoperationen an der dänischen Küste bekämpft werden.
Die Stellungen waren über ein Netz aus Verbindungsgräben, Unterständen und Beobachtungsposten miteinander verbunden. Hinzu kamen Munitionsbunker, Feuerleitstände, Kommunikationsräume und Unterkünfte für die Soldaten – eine kleine Festung in sich, autark und rund um die Uhr besetzt.
Leben in der Batterie
Das Leben der Soldaten in der 10. Batterie war geprägt von Routine und Anspannung zugleich. Die Männer waren ständig bereit, die Geschütze in Stellung zu bringen, sollten feindliche Schiffe oder Flugzeuge auftauchen. Zwischen Wachgängen, Instandhaltungsarbeiten und Übungen spielte sich ein Alltag ab, der von der Isolation und den rauen Wetterbedingungen der Nordseeküste bestimmt war.
Die Stellungen boten kaum Komfort: kalte Betonräume, enge Quartiere und die ständige Präsenz des Windes. Dennoch galt die Batterie als gut organisiert und technisch auf dem neuesten Stand der damaligen Zeit.
Strategische Rolle
Hirtshals war ein wichtiger Punkt im Verteidigungssystem der deutschen Kriegsmarine, da von hier aus sowohl der Küstenverkehr als auch die Minenfelder im Skagerrak überwacht werden konnten. Die 10. Batterie arbeitete eng mit weiteren Stellungen entlang der Küste zusammen – darunter den Batterien in Løkken, Hanstholm und Frederikshavn. Gemeinsam bildeten sie ein dichtes Netz von Beobachtungs- und Feuerstellungen, das jede Bewegung auf See erfassen sollte.
Obwohl es an dieser Stelle nie zu Kampfhandlungen kam, erfüllte die Batterie ihre abschreckende Funktion: Sie war ein sichtbares Zeichen militärischer Präsenz und Kontrolle über die Seewege im Norden.
Nach dem Krieg
Nach 1945 wurden viele Anlagen an der dänischen Westküste aufgegeben oder gesprengt, doch die 10. Batterie blieb weitgehend erhalten. Ihre Betonbauten trotzen bis heute Wind, Sand und Zeit – stille Zeugen einer Epoche, in der Dänemarks Küste Teil eines gewaltigen militärischen Systems war.






Mein Fazit
Die 10. Batterie bei Hirtshals erzählt eindrucksvoll von der Geschichte des Atlantikwalls und von den Menschen, die hier ihren Dienst taten. Ihre massiven Bauwerke, verborgen zwischen Dünen und Heide, erinnern daran, wie nah der Krieg einst auch im Norden Europas war – und wie die Küstenlandschaft bis heute Spuren dieser Zeit bewahrt.
Bunkermuseum Hirtshals – Schnellüberblick
Das Bunkermuseum in Hirtshals ist eine beeindruckende Freiluft-Verteidigungsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg. 70 Standorte, 3,5 km Schützengräben und viele originale Bauten bieten spannende Einblicke in das Leben der Soldaten – ein echtes Abenteuer, besonders auch für Kinder.
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Wo es liegt
Auf dem Gelände rund um den Hirtshals Leuchtturm, mitten in den Dünen. Das Areal ist weitläufig und voller gut erhaltener Bunker. -
Was es zu sehen gibt
Ausgegrabene Bunker, Wohn- und Versorgungsräume, Schießstellungen, Radar- und Suchscheinwerferanlagen sowie lange Schützengräben, die alles miteinander verbinden. -
Geführte Touren
In den Sommermonaten und in den Herbstferien werden Führungen angeboten – dabei geht es auch in authentisch eingerichtete Bunker. -
Abenteuer für Kinder
Ideal für kleine Entdecker: Die verzweigten Gräben und dunklen Bunker laden zum Klettern, und Erkunden ein. -
Historischer Hintergrund
Teil des deutschen Atlantikwalls – die Anlage veranschaulicht Strategie, Alltag und bauliche Verteidigung während des Zweiten Weltkriegs. -
Sicherheit & Besuch
Der Außenbereich ist ganzjährig frei zugänglich. In den Bunkern bewegt man sich auf eigene Gefahr – festes Schuhwerk ist sehr empfehlenswert.


Der Husmoderstranden oder Hausfrauenstrand

Nachdem wir einen großen Teil der Stationen des Hirtshals Bunkermuseums besichtigt haben, beschließen wir hinunter zum wunderschönen Hausfrauenstrand zu wandern. Der Strand trägt seinen Namen Husmoderstranden zu recht. Er ist autofrei und bietet gerade auch für kleiner Kinder tolle Bedingungen zum Sandkuchen backen. Wir genießen einen ausgedehnten Strandspaziergang.

In der Nähe des Campingplatzes finden wir eine Treppe, die zum Strand hinab führt. Auf Höhe des Hotels Fyrklit gibt es eine lange Treppe mit Bänken, die uns wieder hinauf hilft. Vom Hotel bis zurück zum Leuchtturm passieren wir noch einmal Bunker und Laufgräben.



Ein Abstecher in das Zentrum von Hirtshals
Wir erreichen den Parkplatz und beschließen noch einen kurzen Abstecher in die Ortsmitte von Hirtshals zu machen. Ich möchte noch einmal am Fischereihafen entlang laufen. Hier liegen etliche Fischkutter vor Anker und von hier aus starten auch die Angeltouren zu den reichen Fischgründen. Angelfreunde aus ganz Europa treffen sich am Sydvestkajen zu ein,- oder mehrtägigen Fahrten. Ganz in der Nähe entdecke ich einen Angelausrüster der Superlative.


Gleich daneben zieht mich eine bunt bemalte Hausfassade in ihren Bann. Ich erfahre, dass es sich hier um BIBIANA Dänemark handelt. Eine Kunstgalerie für Kinder. Sie ist von sonntags bis donnerstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Es geht im wesentlichen um die Freundschaft eines Mädchens zu einer kleinen Meerjungfrau. Sonntags werden auch Workshops für Kinder im Alter von 4 bis 9 Jahren angeboten. Eine wunderschöne Meerjungfrau in Form einer Skulptur entdecke ich in der Nähe unseres Parkplatzes, am Kreisel in der Jernbanegade.


Lille tektonisk Plads – kleiner tektonischer Platz
Schon im letzten Jahr hatte es mir ein Kunstwerk in Hirtshals besonders angetan, doch leider konnte ich kein Foto davon machen. Das wollte ich dieses Jahr unbedingt nachholen. In der Hjørringgade findest du den „Lille tektonisk Plads“, was soviel heißt wie „kleiner tektonischer Platz“. Das Kunstwerk von Claus Ørntoft entstand in einem Steinbruch in Schweden und besteht aus mehr als 400 Tonnen Roh- Granit. Die tektonischen Platten symbolisieren die Naturgewalten denen Hirtshals ausgesetzt ist. Ich finde dieses Kunstwerk passt ganz hervorragend zu Hirtshals und spiegelt den herben Charme des Ortes wieder. Im Dunkeln werden die Platten von unten beleuchtet.

Hier endet unser Ausflug nach Hirtshals. Das Bunkermuseum ist für geschichtlich Interessierte ein Muss. Versüßt wird der Ausflug durch den atemberaubend schönen Ausblick auf den Strand und die Nordsee. Hirtshals, ich möchte gerne noch einmal wieder kommen!

