Thyborøn – Das Tor zum Limfjord

Das kleine Städchen Thyborøn, findest du in der Region Midtjylland an der Nordseeküste. Es liegt auf der Landzunge Harboøre Tange. Der Thyborøn Kanal trennt den Ort von der Agger Tange, der Landzunge gegenüber. Der Kanal wird im weiteren Verlauf zur Nissum Bredning und schließlich zum Limfjord. Dieser wiederum mündet hinter Aalborg, bei Hals, in die Ostsee.

Um es gleich vorweg zu nehmen, uns hat Thyborøn so gut gefallen, dass wir den Ort gleich zweimal besucht haben! Beide Male in Verbindung mit einem Abstecher zum Bovbjerg Fyr, der für uns das zweite Highlight unserer Reise ist. Bei der Anfahrt auf Thyborøn darf man sich von den riesigen Gewerbeflächen nicht abschrecken lassen. Die mächtigen Windkraftanlagen an der Nissum Bredning, sind da schon eher fotogen. Groß verfahren ist nicht möglich! Wir folgen einfach der Hauptstraße 161, von der auch der Fähranleger nicht zu verfehlen ist. Von hier legt die Fähre nach Agger, auf der anderen Seite des Thyborøn Kanals, ab. Eine feine Abkürzung auf dem Weg nach Norden, denn die nächste Brücke, die Oddesundbroen, ist weit. Wir fahren immer weiter nach Norden und erreichen schließlich den Küstcentervej, wo wir gleich neben dem Jyllands Akvariet einen freien Parkplatz finden.

Jütland Aquarium

Das kleine Aquarium ist ganz besonders für Familien interessant. Gezeigt werden die heimischen Meeresbewohner. Ja nicht nur das, man kann sie sogar anfassen! Wer kann schon von sich behaupten, einmal einen Hai oder einen Rochen gestreichelt und gefüttert zu haben. Selbstverständlich ist es „nur“ ein Katzenhai, was die Begeisterung der Kids kaum schmälert. Ein weiteres aufregendes Angebot, ist der Indoor Strand, der kleine Schätze in Form von Bernstein für die eifrig suchenden Kinder bereit hält. Was man findet, darf man behalten! Ein toller Spaß! Donnerstags ist die Bernstein Werkstatt für größere Kinder und Erwachsene geöffnet. Ein Abenteuer Spielplatz ist ebenfalls vorhanden, sogar einen Agility-Parcours für Hunde gibt es hier. Aus Strandgut können Souvenirs gebastelt werden. In der Hauptsaison finden weitere Aktionen statt. Mit dem Boot geht es auf Robben und Delfin Touren. Der Abfahrtort ist im Hafen sehr gut ausgeschildert. Ein Traktorzug nimmt dich mit auf eine Natursafari. Gut zu wissen, das Ticket für das Aquarium bleibt eine Woche gültig!

Thyborøn Aquarium
Jütland Aquarium

Thyborøn – Seekriegsmuseum

Das Sea War Museum Jutland, dessen Schwerpunkt auf der Dokumentation der größten Seeschlacht der Weltgeschichte liegt, zeichnet mit Hilfe zahlreicher originaler Exponate, die verheerende Schlacht um das Skagerrak nach. Vom 31. Mai bis zum 01. Juni 1916 tobte auf der Nordsee, 100 Kilometer westlich von Thyborøn, eine kurze, aber heftige Seeschlacht zwischen 240 deutschen und britischen Großkampfschiffen. In nur 12 Stunden versanken 26 Schiffe in der Tiefe und mit ihnen 8645 Seeleute. Das Museum wahrt den Anspruch auf Aufklärung und distanziert sich von der Kriegsverherrlichung. „Krieg ist eine Tragödie und darf nicht verherrlicht werden, aber die Geschichte muss erzählt werden, und die Opfer dürfen nicht vergessen werden.“ Wir haben keine Feinde. Der Feind ist der Krieg an sich.

Thyborøn Sea War Museum

Im weitläufigen, frei zugänglichen Außenareal des Museums, werden eindrucksvoll Geschütze aus beiden Weltkriegen ausgestellt. Bebilderte Tafeln vermitteln dem interessierten Besucher das Hintergrundwissen.

Thyborøn Sea War Museum

In den Dünen finden sich auch hier, wie fast überall entlang der Westküste Dänemarks, die Überreste des Atlantikwalls. Besonders interessant ist der Radarbunker, den die deutsche Wehrmacht 1944 hier errichten ließ, der aber im 2. Weltkrieg nie genutzt wurde.In Zeiten des kalten Krieges diente der Bunker zur Überwachung des Schiffsverkehrs im Thyborøn Kanal und des umliegenden Seegebietes. Auch bei der Seenotrettung im Limfjord erfüllte er wichtige Aufgaben. Heute ist der ehemalige Radarbunker als kleines Museum eingerichtet, mit originalen Objekten aus dieser Zeit.

Thyborøn Radarbunker

Dieser Gedenkstein erinnert an die 654 dänischen Seeleute, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. 308 dänische Schiffe und 16 Fischkutter wurden zwischen 1914 und 1918 durch Kriegshandlungen versenkt.

Thyborøn Gedenkstein

Jütland Memorial Park

In Gedenken an die verheerende Schlacht um das Skagerrak, wurde im Juni 2016 im Beisein internationaler Gäste, die beeindruckende Gedenkstätte errichtet. 26 große Granitsteine symbolisieren den Bug eines jeden gesunkenen Kriegsschiffes. Darum gruppieren sich 400 hölzerne, menschliche Figuren. Sie stehen für die verstorbenen Seeleute. Dieser Platz in den Dünen, so nahe an der Nordsee, hätte besser nicht gewählt werden können. Ich gestehe, dass mich dieser Ort tief berührt hat.

Thyborøn

Thyborøn

Nach so viel beeindruckender Geschichtsaufarbeitung, brauchen wir eine Pause. Es ist unheimlich heiß geworden und ein Eis käme jetzt richtig gut. Ganz in der Nähe des Museum weist uns diese Hinweistafel den Weg zum Hus Nr.5, wo das ersehnte Eis auf uns wartet.

Thyborøn

Nach der wohlverdienten Pause begegnet uns auf dem Weg zum Hafen, diese interessante Installation, die eindringlich zum Einsammeln von Plastikmüll auffordert. Die bekannte Problematik wird hier recht gelungen an den Besucher heran getragen.

Thyborøn

Thyborøn Hafen

Der einstige, beschauliche Hafen ist heute einer der größten Fischereihäfen Dänemarks. Er wächst beständig weiter zu einem bedeutenden Industriehafen. Die großen Industrie-, und Gewerbeflächen hatten wir ja bei unserer Ankunft bereits bemerkt. Der schnuckelige Leuchtturm am Thyborøn Kanal, geschützt durch mächtige Wellenbrecher aus Beton, ist auf jeden Fall ein Hingucker!

Neben einigen Motor,- und Segeljachten, die Meisten aus Norwegen, liegt die Fischereiflotte am Kai. Größere Fangschiffe sehen wir im tieferen Außenbereich, der nicht zugänglich ist. Uns wird es bald zu heiß in der prallen Sonne und wir spazieren zurück, um auch die gegenüberliegende Seite des Hafens zu erkunden.

Thyborøn Hafen

Thyborøn Hafen

Vorbei an der Havneknejpen und dem Restaurant Fiskehallen, beide erstaunlich wenig frequentiert, es ist Mitte Juni, erreichen wir einen mächtigen Anker, das Wahrzeichen des Hafens von Thyborøn. Das Drama dahinter ereignete sich in der Nacht des 25. Septembers 1868, als die russische Fregatte Alexander Newski auf ein Riff auflief. Eine dramatische, nächtliche Rettungsaktion lief an, um die 724 Mann an Bord zu sichern, Darunter auch der Sohn des Zaren, Großherzog Alexei. Der Notanker wurde 1958 von einem Wrackfischer geborgen.

Thyborøn

Thyborøn

Notanker der russischen Fregatte Alexander Newski
Der Notanker der russischen Fregatte Alexander Newski

Vorbei am Bernstein Museum in der Vesterhavsgade, streben wir dem Strand zu. Das Ravmuseum zeigt Bernstein, der zwischen der Steilküste am Bovbjerg Fyr und Thyborøn gefunden wurde. Dazu präsentiert die Ausstellung alles, was so aus Bernstein gefertigt wird, wie zum Beispiel Schmuck oder Zierobjekte und Gebrauchsgegenstände. Natürlich kannst du dem Inhaber Bjarne Hansen in der Bernstein Schleiferei bei der Arbeit über die Schulter schauen und anschließend ein besonders schönes Souvenir im angrenzenden Shop erstehen.

Thyborøn Bernstein Museum
Bernstein Museum

Strand am Thyborøn Kanal

Direkt ans Hafengelände grenzt der kinderfreundliche Sandstrand. Hier am Tor zum Limfjord, schützen mächtige Buhnen den feinen, weißen Sandstrand. Das Wasser ist wunderbar klar und fällt ganz seicht ab. Somit ist der Strand erste Anlauf Adresse für Familien mit kleinen Kindern, die hier herrlich spielen und toben können. Was ich so noch nie gesehen habe, sind einzelne Parzellen, die von großen Nadelholzästen abgesteckt sind. Sie bieten einen idealen Windschutz und helfen den Sand an Ort und Stelle zu halten. Darüber hinaus schaffen sie eine heimelige Privatsphäre.

Thyborøn Strand

Die gewaltigen Buhnen im Eingangsbereich des Thyborøn Kanals, lassen erahnen welchen Kräften sie ausgesetzt sind. Heute, an diesem herrlichen Sommertag, können wir von hieraus die Aussicht auf die gegenüber liegende Landzunge Agger Tange genießen. Auch bei Anglern sind die Buhnen sehr beliebt. Aber wehe ein Sturm zieht auf! Dann hält es hier Niemanden mehr auf den Füßen und höchste Vorsicht ist geboten. Die Buhne 59, direkt am Eingang zum Limfjord, ist ein mächtiges Bollwerk gegen die Naturgewalten. Was mir hier so besonders gut gefällt, ist das magische Licht, das mir schon in Skagen und auch am Blåvandshuk aufgefallen ist. Wer schon einmal an diesen Orten war, weiß was ich meine. Nirgendwo sonst ist der Himmel so weit und so strahlend!

Thyborøn

Thyborøn

Buhne 59
Buhne 59

Sneglehuset – Das Schneckenhaus

Das Sneglehuset ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit in Thyborøn. Der Fischer Alfred Petersen schuf in den Jahren 1949 bis 1974, in akribischer Kleinstarbeit, ein außergewöhnliches Kunstwerk. Hatte er doch seiner Frau versprochen, dass Niemand sonst so ein Haus besitzen würde. Zehntausende Muscheln und Schneckenhäuser zieren das einzigartige Bauwerk. Die Einwohner Thyborøns müssen wohl an seinem Verstand gezweifelt haben, als Alfred Petersen 1949 sein Werk begann. Heute sind sie stolz auf dieses Unikat, das Menschen aus nah und fern anzieht. Selbst das Königspaar war hier schon zu Besuch. Das Schneckenhaus beherbergt heute ein kleines Museum mit herrlichen Flaschenschiffen. Im kleinen Café werden selbstgebackene Köstlichkeiten angeboten, die man stilecht im Vorgarten des Sneglehuset genießen kann. Vorausgesetzt man stört sich nicht daran, Beiwerk auf den Fotos der zahlreichen Besucher zu sein. Ein Shop mit Souvenirs gibt es selbstverständlich auch. So kann man sich ein Miniatur Schneckenhaus auch mit nach Hause nehmen. Da die Kapazität des kleinen Parkplatzes neben dem Sneglehuset begrenzt ist, sollte man ihn nur anfahren, wenn die Gehstrecke eingeschränkt ist. Das Sneglehuset ist gut ausgeschildert. Wir sind die Vesterhavsgade bis ganz zum Ende hinter den Dünen durchgefahren. Hier gibt es einen kostenfreien Parkplatz mit einem kleinen, angrenzenden Park, Picknick Plätze und Toiletten inbegriffen. Der kurze, ca. 5 minütige Fußweg zum Schneckenhaus ist gut ausgeschildert.

Thyborøn
Sneglehuset Thyborøn

Sneglehuset Thyborøn

Sneglehuset Thyborøn

Thyborøn

Am Nordseestrand

Direkt hinter dem Sneglehuset beginnen die Dünen. Ein kleiner Pfad führt rechts hinter dem Haus zum breiten Nordseestrand. Auch hier noch die Überreste der „Festung Thyborøn“, wie man diesen Abschnitt des Atlantikwalls nennt. Was gibt es Schöneres, als einen Strandspaziergang zum Abschluss dieses wunderschönen Tages! Thyborøn, wir lieben dich und kommen ganz bestimmt wieder!

Thyborøn

Thyborøn Strand

Zur Info:

Das Aquarium

Seekriegsmuseum Jütland

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