Wer im Waldecker Land unterwegs ist, sollte auf gar keinen Fall verpassen, die Kreisstadt Korbach zu besuchen. Dafür lohnt es sich einen ganzen Tag einzuplanen. Während unseres Urlaubs in Frankenau, haben wir viele schöne Städte, wie Bad Wildungen, Fritzlar und Marburg besucht. Für den Heimweg hatten wir von Anfang an einen Besuch in Korbach eingeplant. Vor Jahren waren wir schon einmal dort und waren schwer begeistert vom Charme dieser schönen Stadt. Was mich dort so begeistert ist das Zusammenspiel der modernen, einladend gestalteten Fußgängerzone mit der historischen Altstadt. Vom Bahnhof kommend folgen wir zuerst der Goldspur entlang der gepflegten Fußgängerzone. Die Goldspur weist auf die Tatsache hin, dass sich im Eisenberg nahe Korbach das größte Goldvorkommen Deutschlands versteckt. Schon im 11. Jahrhundert wurde dort Gold abgebaut. Insgesamt 1,2 Tonnen des wertvollen Edelmetalls holte man aus dem Berg. Etwa die gleiche Menge befindet sich dort noch. Der Abbau lohnt heutzutage nicht mehr und so kann man sich im Besucherbergwerk über die goldenen Zeiten der Stadt Korbach informieren.





Korbach – Historische Altstadt
Die Goldspur führt uns von der modernen Fußgängerzone, die zum Bummel einlädt, direkt in den mittelalterlichen Stadtkern, der von einer doppelten Stadtmauer umgeben ist. Die wunderschönen Fachwerkhäuser sind liebevoll restauriert und wir entdecken viele schmucke Details. Der Nachtwächter empfängt uns im mittelalterlichen Korbach.

Die Nachtwächter in Korbach
Mitten in der Korbacher Altstadt, in der Nähe der Prof.-Bier-Straße, steht eine Bronzefigur, die viele Spaziergänger sofort innehalten lässt: der Nachtwächter. Mit seiner Laterne, dem langen Mantel und dem markanten Dreispitz erinnert er an eine Zeit, als die Stadt nach Sonnenuntergang noch von Männern mit Hellebarde und Horn bewacht wurde.
Über Jahrhunderte zogen die Nachtwächter durch die Gassen von Korbach, kontrollierten Türen und Tore, achteten auf offenes Feuer und hielten mit lauter Stimme die Stunden aus. Ihr Dienst begann am Abend, wenn das Stadttor geschlossen wurde, und endete erst mit dem ersten Morgengrauen. Die Korbacher nannten sie im Volksmund liebevoll – und ein wenig spöttisch – „Pulwerköppe“, weil sie besonders wachsam waren und oft übertriebenen Eifer an den Tag legten.
Die heutige Statue wurde 1977 von dem Bildhauer Peter Lehmann geschaffen und erinnert an diese alte Tradition. Sie zeigt den Nachtwächter so, wie man ihn sich in früheren Zeiten vorstellt: ernst, zuverlässig und ein wenig geheimnisvoll. Das Werk ist aus Bronze gefertigt und wirkt, als wäre der Wächter gerade auf seinem nächtlichen Rundgang durch die Altstadt stehen geblieben, um einen letzten Blick auf die schmalen Fachwerkgassen zu werfen.
Wer durch die Fußgängerzone von Korbach schlendert, kommt fast automatisch an der Figur vorbei. Besonders abends, wenn das Licht der Laternen auf das Metall fällt, scheint der Nachtwächter zum Leben zu erwachen – als wollte er gleich wieder auf Patrouille gehen. Heute ist er ein beliebtes Fotomotiv und zugleich Symbol für das historische Erbe der Stadt. Sogar die modernen Nachtwächterführungen, die Besucher durch die alten Straßen begleiten, knüpfen an diese Figur an und lassen die Vergangenheit auf ganz besondere Weise lebendig werden.
Wir erreichen die Stadtbücherei, die in einem Patrizierhaus aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist. Links neben dem stattlichen Gebäude befindet sich der Neustädter Schwurstein, der für die Bürger Schwurstein und Pranger war.

Wir spazieren an der Hirschapotheke aus dem Jahre 1741 vorbei und gelangen zum Rathaus, das auf das Jahr 1377 zurückgeht.


Schräg gegenüber dem Rathaus befindet sich das Tourismusbüro. Hier gibt es kostenlose Stadtpläne mit detaillierten Angaben zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir folgen der Goldspur, die an der Kilianskirche vorbei, zum Marktplatz führt.


Überall entdecken wir wunderschöne Details, die liebevoll hergerichtet wurden.


Kriegerdenkmal „Waldeccia“
Wer durch die Korbacher Altstadt schlendert, stößt an der Stechbahn, gleich vor dem Westportal der St.-Kilian-Kirche, auf ein imposantes Denkmal: die Waldeccia. Die hohe steinerne Figur mit Helm und Schild ist nicht nur ein Blickfang, sondern auch ein Stück Geschichte. Sie wurde im Jahr 1887 errichtet, um an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 zu erinnern – an Männer aus dem Waldecker Land, die im Dienst ihres Vaterlandes ihr Leben ließen.
Die Waldeccia stellt eine weibliche Symbolfigur dar, eine Art Schutzgöttin des alten Fürstentums Waldeck. In der rechten Hand hält sie einen Siegerkranz empor, in der linken ein Schild mit dem Waldecker Stern – Zeichen für Mut, Ehre und Zusammenhalt. Ihr entschlossener Blick und die stolze Haltung spiegeln die Werte wider, die man in jener Zeit mit Tapferkeit und Heimatverbundenheit verband.
Das Denkmal wurde nach Jahren der Planung und mit großem bürgerschaftlichem Engagement errichtet. Bürger und Vereine sammelten Spenden, um das Werk zu ermöglichen, und machten es so zu einem Symbol gemeinsamer Erinnerung. Über die Jahrzehnte hat die Figur einiges überstanden – sogar Beschädigungen während Umbauten in den 1930er Jahren, die später wieder ausgebessert wurden.


Der Pranger auf dem Marktplatz von Korbach
Mitten auf dem historischen Marktplatz von Korbach, umgeben von Fachwerkhäusern, erhebt sich ein unscheinbares, aber faszinierendes Relikt vergangener Zeiten: der Pranger. Heute sind nur noch Teile des ursprünglichen Bauwerks erhalten – der steinerne Schaft ist größtenteils original, während Elemente wie die Eisenringe, an denen einst Verurteilte angekettet wurden, später ergänzt wurden. Trotz dieser Veränderungen vermittelt der Pranger noch immer ein lebendiges Bild der mittelalterlichen Ordnung und Bestrafung.
Vom Pranger aus hat man einen direkten Blick auf das alte Rathaus, das sich an der Westseite des Platzes erhebt. Diese Nähe lässt erahnen, wie zentral der Ort damals war: Hier wurden Vergehen öffentlich gemacht, und jeder Schritt der Stadtbewohner führte an diesem Symbol von Strafe und Moral vorbei. Kleine Vergehen wie Diebstähle oder Trunkenheit wurden hier sichtbar geahndet, und die Verurteilten standen den Blicken der Bürger ausgesetzt – eine öffentliche Lektion in Ehrverlust und Ordnung.

Hier endet die Goldspur und wir beschließen auf dem Rundweg „Zwischen den Mauern“ weiter zu wandern. Dazu biegen wir hinter dem Marktplatz nach rechts ab.




Das Spukhaus in Korbach
In der Altstadt von Korbach steht ein ganz besonderes Haus: das sogenannte „Spukhaus“. Auf den ersten Blick wirkt es wie eines der vielen Fachwerkhäuser in der Stadt – doch bei genauerem Hinsehen erkennt man: Hier steckt Geschichte drin. Das Spukhaus befindet sich an der Adresse Enser Straße 7, und bereits sein Kern stammt vermutlich aus dem frühen 14. Jahrhundert, also etwa um 1300.
Geschichte und Bedeutung
Das Gebäude war ursprünglich eines von mehreren sogenannten Steinkammern der Stadt – massiven Lagerhäusern, errichtet aus Bruchstein oder Kalkstein, um wertvolle Handelswaren sicher und feuerfest unterzubringen.
Im Fall des Spukhauses erkennt man noch heute die Struktur: dicke Steinwände, ein steiler Treppengiebel, und eine Konstruktion, die auf Lagerung und Schutz ausgelegt war.
Im Laufe der Zeit wurde das Haus an ein Fachwerkwohnhaus angebaut – heute steht das Steinhaus mit seinem Anbau nahe dem Enser Tor und der früheren Stadtmauer.
Warum „Spukhaus“?
Der Name wirkt gruselig – und das mit gutem Grund: Es ranken sich mehrere Sagen um das Haus, eine davon handelt von einem „schwarzen Schwein“, das in den alten Steinkammern sein Unwesen treiben soll. Ob es tatsächlich spukt, das bleibt natürlich der Fantasie überlassen – aber gerade diese Erzählung verleiht dem Ort seinen besonderen Charme und macht ihn für Besucher spannend.

Wächter der Altstadt: Das Enser Tor in Korbach
Am Rande der Korbacher Altstadt erhebt sich das imposante Enser Tor, eines der wenigen noch erhaltenen Stadttore der historischen Stadtbefestigung. Schon aus der Ferne kündigen die massiven Mauern und der hohe Torbogen an, dass hier früher die Stadtgrenzen bewacht wurden. Das Tor stammt aus dem Mittelalter und diente über Jahrhunderte hinweg dazu, Ein- und Ausgänge der Stadt zu kontrollieren, Zölle zu erheben und die Bewohner vor unerwarteten Eindringlingen zu schützen.
Sein kräftiger Bau aus Bruchstein und Fachwerk vermittelt noch heute die Solidität vergangener Zeiten. Früher wurde das Tor geschlossen, wenn die Nacht hereinbrach oder Gefahr drohte – und die Wachen standen hoch oben auf dem Wehrgang, um die Umgebung zu überblicken. Auch heute wirkt das Enser Tor wie ein Wächter über die Altstadt: Wer hindurchgeht, spürt den historischen Flair und kann sich vorstellen, wie hier einst Händler, Handwerker und Reisende die Schwelle passierten.



Rundweg zwischen den Mauern
Am Enser Tor biegen wir nach rechts ab und wandern zwischen den beiden Stadtmauern weiter. Zuerst passieren wir die Stadtbefestigungen im Schießhagen und den Roten Turm.



Ein Durchgang in der Stadtmauer lädt zu einem Abstecher in die Gasse dahinter ein. Wunderschöne Fachwerkhäuser finden sich hier. Ein liebevoll gepflegter, kleiner Gemüsegarten hat es mir besonders angetan. Hier hat sich jemand eine charmante Idylle geschaffen.







Nach diesem kleinen Abstecher kehren wir zurück auf den „Rundweg zwischen den Mauern“ Wir gelangen zur Freilichtbühne, die in diesem wunderschönen Rahmen, stimmungsvolle Aufführungen verspricht.
Freilichtbühne Korbach e.V.
Die Freilichtbühne Korbach ist ein wahres Sommerhighlight für die Stadt. Eingebettet in das Gelände des „Schießhagens“ nahe der historischen Stadtmauer, bringt sie jedes Jahr mit viel Engagement von Laien‑Schauspielern große und kleine Inszenierungen unter freiem Himmel auf die Bühne.
Gegründet wurde der Verein im Jahr 1982, aber Theater im Freien hat in Korbach bereits eine viel längere Tradition: Bereits seit den 1930er Jahren werden Sommeraufführungen in dieser Art veranstaltet. Die Saison findet typischerweise zwischen Juni und August statt. Dabei gibt es meist ein Stück für Erwachsene und ein Stück als Familien‑ oder Kindervorstellung – so ist für alle Altersgruppen etwas dabei.
Was diese Bühne besonders macht, ist das Ambiente: Mitten im Grünen und doch nah bei der Stadtmauer spürt man das Zusammenspiel von Natur, Geschichte und Theater. Sitzreihen unter freiem Himmel, manchmal mit Überdachung, Vulkan‑Sonnenuntergang, Vogelgezwitscher im Hintergrund – all das trägt zur stimmungsvollen Atmosphäre bei.

Weiter geht es an der Stadtmauer entlang. Das Wetter ist herrlich und irgendwie kommt hier eine südländische Stimmung auf. Es hat so etwas von Italien an dieser alten Mauer. Hach, schön!


Weithin sichtbar ist der Thylenturm. Er ist der höchste erhaltene Wehrturm der inneren Stadtmauer. Zeitweise diente er auch als Gefängnis.

Thylenturm Korbach
Mit seinen etwa 31 Metern Höhe ist der Thylenturm eines der beeindruckendsten Wahrzeichen der Altstadt von Korbach. Einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, diente er nicht nur als Stadttor und Wehrturm, sondern beherbergte auch ein Verlies, in dem unliebsame Besucher oder Verurteilte vorübergehend untergebracht wurden.
Der massive Bruchsteinbau mit seinem Fachwerkaufbau vermittelt noch heute die Wehrhaftigkeit vergangener Zeiten. Schmale Schießscharten erinnern daran, dass hier Wachen standen, um die Stadt zu schützen und Angreifer abzuwehren. Wer sich auf die Spuren der Geschichte begibt, kann im Rahmen einer Führung den Turm besteigen – ein Erlebnis, das 125 Stufen umfasst und oben mit einem beeindruckenden Blick über die Dächer der Altstadt und die umliegende Landschaft belohnt wird.
Beim Aufstieg spürt man fast die Jahrhunderte, die in den dicken Mauern verborgen sind. Die engen Treppen, das dichte Mauerwerk und die Ausblicke durch die Wehröffnungen lassen einen die Rolle des Turms als Wachposten und Schutz der Stadt hautnah erleben. Ob man sich die Schießscharten genauer ansieht oder die Aussicht von oben genießt – der Thylenturm macht Geschichte greifbar und vermittelt ein lebendiges Gefühl für das mittelalterliche Leben in Korbach.



Der Wollweberturm von 1505. Die Wollweberzunft hatte diesen Teil der Stadtmauer zu verdeidigen, wobei schon Kanonen eingesetzt wurden. Wir haben diesen heute idyllischen Ort für eine Rast genutzt.

Wir überqueren die Straße und folgen weiter der Stadtmauer, die uns in das moderne Korbach führt.



Nach einer längeren Essenspause beschließen wir, ohne Stadtplan einfach durch die Straßen zu spazieren.
Unterwegs in Korbach






Das war bestimmt nicht mein letzter Besuch in der Mittelalterlichen Hansestadt Korbach. Ich habe dir noch längst nicht alle Sehenswürdigkeiten dieser schönen Stadt gezeigt. Entdecken must du sie nun selbst.
Hansestadt Korbach – Kurz und knackig
Ort: Korbach, Waldeck-Frankenberg, Hessen
Region: Nordhessen, Teil der GrimmHeimat
Besonderheit: Eine der ältesten Hansestädte Deutschlands mit reicher Geschichte und gut erhaltenem Stadtbild
Sehenswürdigkeiten:
- • Goldspur Korbach – interaktiver Rundweg, der an das historische Goldvorkommen im Eisenberg erinnert
- • Rathaus Korbach – imposantes Gebäude aus dem 14. Jahrhundert mit Rolandstatue und Stadtmodell
- • Zwischen den Mauern – informativer Rundgang entlang der mittelalterlichen Stadtbefestigung
- • Stadttor – gut erhaltene Toreingänge der ehemaligen Stadtmauer
- • Fußgängerzone – lebendiges Zentrum mit Geschäften, Cafés und Restaurants
- • Fachwerkhäuser – historische Gebäude, die das Stadtbild prägen
- • Pranger – nachgebauter mittelalterlicher Pranger auf dem Altstädter Marktplatz

