Welcher Bretagne Liebhaber kennt es nicht, das kleine Steinhaus, malerisch eingerahmt von mächtigen Felsen, nahe des Ortes Plougrescant, im Département Côtes d’Armor!
Plougrescant bildet die nördlichste Gemeinde der Bretagne. Die Halbinsel ragt weit in den Ärmelkanal hinein. Hier mündet auch der Fluss Jaudy, von Tréguier kommend, ins Meer. Der Reiseführer verspricht uns atemberaubende Ausblicke auf bizarre Felsformationen und ein Naturschutzgebiet mit üppigen Farn-und Heideflächen. Ja, und dann ist da natürlich dieses berühmte Häuschen, scheinbar eingeklemmt zwischen zwei riesigen Felsen. Bekannt ist es als „Castel Meur“ oder auch als „Maison entre les rochers“. Der Name „Maison du Gouffre“ weist auf den Felsenschlund ganz in der Nähe des Hauses hin, in dem sich bei Sturm das tosende Meer bricht. Die Erwartungen sind also groß, als wir uns bei herrlichem Sommerwetter auf den Weg machen.
Der kleine, eher verschlafen wirkende Ort Plougrescant mit der hübschen Kirche, liegt fast mittig zwischen Perros-Guirec im Westen und Paimpol im Westen, an der Côte de Granit Rose. Von beiden Städten liegt er rund 23 Kilometer entfernt. Wir fahren an der Kirche vorbei und halten uns immer in nördlicher Richtung auf die Spitze der Halbinsel zu. Schließlich gelangen wir auf den Wanderparkplatz an der Rue Castel Meur. Auch für Wohnmobile gibt es hier Parkplätze, die aber nicht zum Übernachten genutzt werden können. Nach nur wenigen Metern, zweigt hinter dem Parkplatz der beschilderte Wanderweg nach links ab und nach kurzem Fußweg bieten sich bereits erste Ausblicke auf das idyllisch gelegene, einstige Fischerhaus.
Castel Meur
Das Haus liegt auf einer Halbinsel hinter einem kleinen Salzsee. Es befindet sich in Privatbesitz und wird durch eine Schranke vor allzu neugierigen Besuchern geschützt. Die Absperrung wurde auch nötig, weil immer mehr Touristen Steine von der Zufahrt des Hauses als Andenken mit nach hause genommen haben. Irgendwann wurde es dann wohl dem Eigentümer zu bunt und eine Schranke und Verbotsschilder mussten her.
Plougrescant – Le Gouffre/Der Schlund
Nach unzähligen Fotos wandern wir weiter Richtung Westen. Eigentlich brauchen wir nur den zahlreichen Besuchern folgen, die in Richtung des Gouffres, des Schlundes streben. Bizarre Felsformationen tauchen vor uns auf. Der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen. Fotografen kommen hier voll auf ihre Kosten und so wird allerseits fotografiert und gefilmt, was das Zeug hält.
Der Gouffre bildet den nördlichsten Punkt der Bretagne. Heute ist es hochsommerlich warm und der Wind weht nur mäßig, trotzdem ist der Ausblick spektakulär. Wie atemberaubend muss es hier erst bei Sturm zugehen! Die gesamte Kulisse hat hier einiges zu bieten. Unzählige, schroffe Felsen ragen aus dem Meer und auch die ersten Heideflächen schmücken das Bild.
Wir beschließen zurück in Richtung Osten, wieder vorbei am steinernen Häuschen zwischen den mächtigen Felsen, zu wandern. Wenigstens ein kleines Stück wollen wir dem Zöllnerpfad GR34 folgen, verspricht er doch die schönsten Ausblicke auf die Küste.
Strandgrasnelken, Thymian, Heidekraut und Samtgras (Lagurus ovartus) wachsen zwischen den schroffen Felsen. An anderen Stellen finden sich der echte Meerkohl und üppige Farnkraut Dschungel. Für botanisch interessierte Wanderer, hat die Côte de Granit Rose, einiges zu bieten. Einen Pflanzenführer auf Wanderungen mitzunehmen macht hier Sinn und viel Freude.
Mein Fazit:
Plougrescant ist ein unbedingtes Muss, wenn man an die Côte de Granit Rose reist. Das Haus zwischen den Felsen sollte man gesehen haben und seine Umgebung erst recht. Die bizarren Felsen, die Blumen und Farne, bilden farbenfrohe Kontraste zum tiefblauen Meer. Wir hatten das Glück diese wunderschöne Natur bei herrlichem Sommerwetter genießen zu dürfen. In der Abendsonne sollen die Felsen noch einmal schöner leuchten. Bei Sturm muss es hier wirklich spektakulär zugehen.
Wer mag, kann hier auf dem Sentier des Douaniers, weiter wandern. Die herrliche Küste der Bretagne immer im Blick.