Die Ortsteile Wiedenbrück und Rheda bilden gemeinsam die Stadt Rheda-Wiedenbrück an der Ems im Kreis Gütersloh in Nordrhein Westfalen. Die Ems schlängelt sich durch beide Ortsteile und verbindet sie sehr malerisch miteinander. Das hat man sich hier im Jahre 1988 bei der Landesgartenschau sehr geschickt zu nutze gemacht. Geblieben ist ein wunderschön idyllischer Landschaftspark, der heute Flora Westfalica heißt.
Die Alltagsmenschen in Wiedenbrück
Wiedenbrück besitzt einen außergewöhnlich gepflegten, liebevoll instand gehaltenen Altstadtkern mit Fachwerkjuwelen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Schon das allein macht einen Rundgang äußerst reizvoll. Wiedenbrück ist von meiner Heimatstadt nur wenige Kilometer entfernt und so komme ich immer wieder gerne hierher. Umso größer war meine Freude, als ich erfuhr, dass auch in diesem Jahr die Alltagsmenschen wieder die Straßen und Plätze in Wiedenbrück bevölkern. Schon zum 17. Mal bereichern die charmanten Figuren der Wittener Künstlerin Christel Lechner das Stadtbild. An 27 verschiedenen Standorten in Wiedenbrück kann man die insgesamt 90 Figuren finden. Ein Stadtrundgang ist so für Groß und Klein ein wirklicher Spaß. Ich habe diese knubbeligen Alltagsmenschen richtig ins Herz geschlossen und werde sie ganz bestimmt auch dieses Jahr besuchen. Meine Fotos stammen aus 2020. Es gibt einen Flyer zur Austellung, in dem sämtliche Standorte verzeichnet sind. Den Link zum Download findest du am Ende meines Beitrags.




Der Gitarrenspieler des Künstlers Hubert Hartmann verschönert den Konrad-Adenauer-Platz, der sich direkt an der Emstreppe befindet. Das Emsufer hat man hier wirklich klasse neu gestaltet. Ein Eis auf der Treppe an der Ems schmeckt ganz besonders gut. Von hier führt eine Holzbrücke über den Fluss und man erreicht den idyllischen Emssee. Auch hier tummeln sich die Alltagsmenschen.




Ems Idylle in Wiedenbrück
Die Ems schlängelt sich idyllisch durch den Park der Flora Westfalica und wir wollen sie auf ihrem Weg bis zum Schloss in Rheda begleiten.


Im Eingang des Parks fällt die überlebensgroße Bronzeskulptur des Künstlers Dr. Wilfried Koch sofort ins Auge. Die Arbeit trägt den Titel „Knoten im Garn“ und stellt eine Garnspinnerfamilie dar. Sehr berührend wird hier die Not und das Elend der armen Bevölkerung im 17. bis 19. Jahrhundert vermittelt.

Im Park findet man einen großen, übersichtlichen Plan der Flora Westfalica. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Wegweisern. Wir spazieren links am Seecafé vorbei. Gleich dahinter befindet sich ein beliebter Wasserspielplatz. Wir folgen den Hinweisschildern zum Schloss Rheda. Über die Hauptstraße führt eine originelle Brücke für Fußgänger. Radfahrer können eine Unterführung auf der anderen Emsseite nutzen.


Der Weg führt im weiteren Verlauf unter der Autobahn durch einen Tunnel und schließlich gelangt man in der Nähe des Schlosses in einen urigen Erlenbruchwald. Bänke laden hier zur Rast ein und man baumelt mit den Füßen fast im Wasser.
Schloss Rheda
Das Schloss ist eine ehemalige Wasserburg und seit 1557 Stammsitz des Fürstenhauses zu Bentheim-Tecklenburg. Normalerweise werden hier Schlossführungen angeboten und in der Orangerie finden Trauungen statt. Aber was ist in Corona Zeiten schon normal! Wir haben es trotzdem sehr genossen in dem weitläufigen Schlosspark herum zu spazieren und das Schloss mit der Wassermühle von außen zu bestaunen. Im Park stehen uralte, schöne Bäume und das ganze Areal ist sehr idyllisch.

Schlossmühle Rheda
Die Schlossmühle Rheda – ein stattlicher Fachwerkbau mit Geschichte: Bereits im Jahr 1772 wird sie als „Kornmühle (Schlossmühle)“ auf dem Gelände des Schloss Rheda erstmals urkundlich erwähnt. Der Mühlenbau nutzte das gestaute Wasser der angrenzenden Gräfte der Schlossanlage zur Energiegewinnung – so verband sich Nutzfunktion mit dem herrschaftlichen Umfeld.
Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich die Nutzung: Von der rein technischen Mühle entwickelte sich die Schlossmühle zu einem Wirtschaftsgebäude, das Teil des Gutshofs war. Der Standort am Wasserschloss verlieh ihr nicht nur eine architektonische Präsenz, sondern machte sie auch zu einem integralen Bestandteil der Schlossanlage.
Heute steht die Schlossmühle nicht mehr primär für Landwirtschaft oder Mühlenbetrieb, sondern hat eine neue Funktion erhalten: Als Veranstaltungs- und Gastronomieort führt sie das historische Gebäude weiter – im Inneren trifft traditioneller Fachwerkcharme auf moderne Nutzung. Zum Beispiel wird dort eine Grillakademie und Eventlocation betrieben.
Die Schlossmühle Rheda ist damit nicht nur ein Zeugnis handwerklicher Technik und früherer Wirtschaftsstruktur, sondern auch ein Beispiel dafür, wie historische Bauten neu belebt werden können – sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart in einem ehrwürdigen Rahmen.




Schloss Rheda – Geschichte und barocke Pracht
Schloss Rheda zählt zu den bedeutendsten Schlossanlagen Westfalens. Seine Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als an dieser Stelle zunächst eine Burg der Grafen von Rheda entstand. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Bau zu einer weitläufigen Residenz, die den Übergang von mittelalterlicher Wehrarchitektur zu repräsentativer Schlosskultur eindrucksvoll dokumentiert.
Der älteste Teil des Schlosses zeigt noch den Charakter einer Wasserburg mit wehrhaften Türmen und massiven Mauern. Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt die Anlage jedoch ihr heutiges Gesicht, als die Familie Bentheim-Tecklenburg sie zu einer barocken Residenz ausbaute. Besonders markant ist der Barocktrakt, der sich durch klare Fassadengliederung, große Fensterachsen und ein harmonisches Zusammenspiel von Stein und Putz auszeichnet. Im Inneren befinden sich repräsentative Säle, Treppenhäuser und Salons, die den Stil und das Selbstverständnis einer adeligen Wohnkultur jener Zeit widerspiegeln.





Ein kultureller Schatz des Schlosses ist die bedeutende Musikaliensammlung, die zu den größten privaten Sammlungen in Deutschland gehört. Sie umfasst historische Noten, Partituren und Instrumente, die einen einzigartigen Einblick in das musikalische Leben des westfälischen Adels geben. Viele Stücke stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und dokumentieren die musikalischen Vorlieben der gräflichen Familie, die am Hof selbst musizieren ließ und in regem Austausch mit Komponisten und Musikern ihrer Zeit stand.
Bis heute ist Schloss Rheda im Besitz der Familie Bentheim-Tecklenburg und wird privat bewohnt. Die Erhaltung der historischen Substanz – insbesondere des Barocktrakts – erfolgt mit großer Sorgfalt, sodass der Bau seine authentische Ausstrahlung bewahrt hat. Mit seiner Mischung aus mittelalterlicher Festungsstruktur und barocker Repräsentationsarchitektur gilt Schloss Rheda als eindrucksvolles Beispiel westfälischer Schlossgeschichte, in dem sich Jahrhunderte adliger Kultur in Stein und Klang spiegeln.


Ein markantes architektonisches Element ist der Kapellenturm, der sich harmonisch in das Gesamtbild einfügt. Ursprünglich diente er nicht nur als sakraler Ort, sondern auch als Zeichen der Frömmigkeit und Repräsentation des Hauses Bentheim-Tecklenburg. Die Schlosskapelle, die in diesem Turm untergebracht ist, bewahrt wertvolle Ausstattungsstücke aus der Barockzeit – darunter Altarschmuck, Holzschnitzereien und liturgische Geräte. Der Turm selbst mit seiner barocken Haube und den charakteristischen Rundbogenfenstern ist eines der auffälligsten Bauwerke des Schlossensembles und verbindet funktionale Strenge mit feiner architektonischer Gliederung.




Wir haben diesen Spaziergang zu Pfingsten gemacht. Das Areal war sehr gut besucht. Man kann hier gleichermaßen als Radfahrer und als Spaziergänger unterwegs sein. Den größten Teil der Strecke kann man als Rundweg zurücklegen.

