Filsø Naturjuwel – kaum ein Ort steht so sehr für die Rückkehr der Wildnis wie dieser See bei Henne Strand an der dänischen Nordseeküste. Wo einst Ackerflächen das Bild bestimmten, breitet sich heute ein faszinierendes Naturparadies aus: stille Wasserflächen, Schilfgürtel, Wiesen und eine beeindruckende Vogelvielfalt. Der Filsø ist ein gelungenes Beispiel für gelungene Renaturierung und lädt dazu ein, die Natur in ihrer ganzen Ursprünglichkeit zu erleben.
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Wer von Henne Strand ein Stück ins Landesinnere fährt, stößt auf eine Landschaft, die kaum eindrucksvoller zeigen könnte, wie sich die Natur ihren Platz zurückerobert: den Filsø, ein echtes Naturjuwel an der dänischen Nordseeküste. Heute ist er wieder einer der größten Seen Jütlands – ein Paradies für Vögel, Pflanzen und Menschen, die die Stille lieben.
Gelungene Renaturierung
Noch vor wenigen Jahrzehnten war hier allerdings kaum Wasser zu sehen. Der Filsø war einst ein riesiger Binnensee, fast doppelt so groß wie heute, der sich bis zur Nordsee erstreckte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er jedoch immer weiter eingedämmt und schließlich fast vollständig trockengelegt, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Wo sich heute wieder Wasservögel tummeln, standen früher Traktoren auf fruchtbarem Boden.
Erst 2010 begann ein neues Kapitel in der Geschichte dieses besonderen Ortes. Eine dänische Naturschutzstiftung kaufte das Gebiet mit dem Ziel, den See wiederherzustellen – und das mit großem Erfolg. Binnen weniger Jahre wurde das Land renaturiert, alte Wasserläufe geöffnet und das Gebiet mit dem ursprünglichen Regen- und Grundwasser gespeist. 2012 war es so weit: Der Filsø war zurück.
Heute bedeckt der See wieder eine Fläche von rund neun Quadratkilometern, umgeben von Feuchtgebieten, Wiesen und Heideflächen, die zusammen mehr als 2.000 Hektar umfassen. Der Filsø ist damit eines der größten Renaturierungsprojekte Nordeuropas – und ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie schnell die Natur verlorene Lebensräume zurückerobern kann.
Filsø Naturjuwel-Raum für Flora und Fauna
Mit der Rückkehr des Wassers kamen auch die Tiere wieder. Besonders auffällig ist die enorme Vielfalt an Vogelarten: Seeadler, Fischadler und Kraniche gehören ebenso zum Bild wie Reiher, Gänse und zahlreiche Watvögel. Über 230 Arten wurden hier gezählt – für Ornithologen und Hobbyfotografen ein wahres Paradies. In den Schilfgürteln brüten seltene Arten, während über den Wiesen Schwärme von Staren und Möwen tanzen.
Auch botanisch ist der Filsø bemerkenswert. Viele Pflanzenarten, die lange als verschwunden galten, haben hier erneut Wurzeln geschlagen. In den flachen Uferzonen gedeihen seltene Wasserpflanzen, und im Sommer leuchten die Wiesen in einem Meer aus Gelb, Rosa und Violett.

Sanfter Tourismus: Die Natur respektvoll entdecken
Für Besucher ist das Gebiet gut erschlossen, ohne seine Ruhe zu verlieren. Wanderwege und Radstrecken führen rund um den See, mehrere Aussichtstürme bieten weite Blicke über die Wasserflächen und die sanft geschwungenen Dünen am Horizont. Besonders schön ist der elliptisch geschwungene Steg, der sich über Teile des Sees zieht – als hätte jemand eine schwebende Brücke in die Landschaft gelegt.
Heute ist der Filsø Naturjuwel nicht nur ein Ort für Naturfreunde, sondern auch ein Symbol dafür, was möglich ist, wenn man der Natur Raum gibt. Die Weite, das Licht und die fast magische Stille machen ihn zu einem der eindrucksvollsten Ziele an der Westküste Jütlands – ein Ort, der zeigt, dass aus Ackerland wieder Wildnis werden kann.







Über den Dæmningsvejen am Filsø
Unsere erste kleine Wanderung am Filsø beginnt an der markanten Ellipse, dem geschwungenen Steg, der sich elegant über das Wasser legt. Von hier folgen wir dem Pfad nach rechts, immer dicht am Ufer entlang, bis wir den Dæmningsvejen erreichen – den langen Dammweg, der den See durchzieht. Der Filsø liegt weit vor uns, das Wasser glitzert im Wind, und wir laufen eine ganze Weile, begleitet vom leisen Rauschen des Schilfs.






Schon von Weitem fallen uns die unzähligen Steinmännchen auf, die hier am Weg stehen – kleine und große, schief und kunstvoll, von vielen Besuchern im Lauf der Zeit aufgestapelt. In Dänemark nennt man sie varder, und früher dienten sie den Menschen in Dünen- und Heidelandschaften als Wegweiser. Heute sind sie eher stille Botschaften: kleine Zeichen dafür, dass man hier war, ein Gruß an die, die nach einem kommen. Zwischen all den Steinen liegt etwas Friedliches, fast Meditatives.


Wer mag, kann von hier noch weiter bis zum Langodde Fugletårn wandern, einem der Aussichtstürme rund um den See. Wir kehren jedoch um, denn auch der Weg in die andere Richtung lockt – dorthin, wo der Pfad zum Storeholmtårnet führt.

Über Holzstege zum Storeholmtårnet
Zurück an der Ellipse biegen wir diesmal nach links ab, ein Schild weist den Weg zum Storeholmtårnet. Wie weit es wohl ist? Später werden wir wissen: knapp zwei Kilometer. Zuerst führt der Weg über eine kleine Brücke und durch lichten Wald, dann beginnt ein scheinbar endloser Abschnitt aus Holzstegen, schmal, teils überwuchert von Heide und Schilf. Es riecht nach feuchtem Holz und Erde, Frösche springen erschrocken ins Wasser, sobald wir uns nähern.





Nach einer Weile taucht der Turm auf – eine einfache Holzhütte mit einer Treppe hinauf zur Aussichtsplattform. Von oben liegt der Filsø weit und still vor uns, ein glitzerndes Band in der flachen Landschaft. Mitte September ist noch kein Vogelzug zu sehen, doch die Ruhe und Weite sind beeindruckend. Auf dem Rückweg müssen wir vorsichtig sein – der Regen des Vortages hat die Stege glitschig gemacht, kleine Pfützen spiegeln das Grau des Himmels. Endlich ein Hinweisschild: Noch 700 Meter, dann haben wir es geschafft.






Vom Nørreenge Parkplatz zum Pedersholmtårnet
Am nächsten Tag zieht es uns erneut zum Filsø. Wir starten am Nørreenge Parkplatz, den wir schon von unserer Wanderung in der Kærgård Klitplantage kennen. Ein Schild weist zum Pedersholmtårnet, unserem heutigen Ziel. Der Weg ist gut ausgebaut, sogar für Rollstühle geeignet, und führt zunächst durch weite Heideflächen, dann in einen stillen Kiefernwald. Nach etwa zwanzig Minuten sehen wir den Turm: eine solide Holzhütte mit Rampe und Bänken.





Wir schieben die schwere Holzschiebetür auf – drinnen erzählen Schautafeln von der Renaturierung des Filsø, der Vogelwelt und dem Rotwild, das hier manchmal zu sehen ist. Große Fenster lassen sich öffnen, und der Wind pfeift herein, trägt den Duft von Wasser und Wald mit sich. Draußen herrscht Ruhe: nur ein paar Reiher, Kormorane und Möwen sind zu sehen. Kein Vogelzug, kein Rotwild – und doch ist der Moment besonders. Wir sitzen still, hören den Wind, das Rascheln der Schilfhalme. Kurz bevor der Nieselregen einsetzt, kehren wir zum Auto zurück – dankbar für diese stille, weite Schönheit.








Mein Fazit – Stille, Weite und das Gefühl von Ursprünglichkeit
Der Filsø ist mehr als nur ein See – er ist ein Ort, an dem man die Kraft der Natur spürt. Jede unserer kleinen Wanderungen zeigte eine andere Facette dieses Landschaftswunders: die offene Weite am Dæmningsvejen, die stillen Holzstege durch Heide und Schilf, den Blick vom Turm über das Wasser. Alles hier wirkt entschleunigend, unaufgeregt und echt.
Selbst wenn der große Vogelzug noch auf sich warten lässt, ist der Filsø ein beeindruckendes Erlebnis. Man braucht hier keine Sensationen – das leise Rascheln im Schilf, das ferne Rufen eines Vogels oder der Wind, der über das Wasser zieht, reichen völlig aus.
Vielleicht ist es genau das, was den Filsø so besonders macht: die Ruhe, die Weite, das Gefühl, dass die Natur hier wieder atmen darf – und man selbst mit ihr.


