Beinahe wären wir durch Thorsminde einfach so hindurchgefahren, was ein riesengroßer Fehler gewesen wäre, denn der kleine Fischerort auf der schmalen Nehrung Bøvling Klit, zwischen Nordsee und Nissum Fjord, hat einiges zu bieten und einen ganz besonderen Charme.
Wir sind auf dem Rückweg von Thyborøn nach Lodbjerg Hede, wo wir für zwei Wochen ein Ferienhaus bezogen haben. Es ist früher Abend und die Sonne lacht noch immer unvermindert vom strahlend blauen Himmel. Viel zu schade, um schon zum Haus zurück zu fahren. Von Norden kommend, biegen wir kurz vor der Entwässerungsschleuse, die den Wasserstand des Nissum Fjords reguliert, nach rechts ab. Wir gelangen auf den Parkplatz des St George Strandingsmuseum, der jetzt am Abend fast leer ist.
St. George Strandingsmuseum
Das Museum erzählt, wie schon der Name vermuten lässt, von den zahlreichen, vor der dänischen Nordseeküste gestrandeten Schiffen. Auf sehr anschauliche Weise und mit Hilfe vieler originaler Exponate, wird hier von den Dramen berichtet, die sich auf stürmischer See abgespielt haben. Das St. George Strandingsmuseum erhielt 2019 den European Museum Award „The Silletto Prize“ für die heimatnahe und faszinierende Ausstellung. Um diese Zeit ist das Museum leider schon geschlossen und so spazieren wir vorbei an dem hübsch angelegten maritimen Spielplatz vor dem Gebäude.



Die Schleuse und der Fischereihafen von Thorsminde
Das Strandingsmuseum liegt nördlich der mächtigen Schleuse, die den kleinen Ort zerteilt. Sie gleicht den Wasserstand des Nissum Fjord aus und ermöglicht durch eine integrierte Kammerschleuse, die Durchfahrt in die Nordsee. Früher existierte nur der Gammel Havn, der Alte Hafen, östlich der Schleuse. Im Jahre 1967 begann dann der Bau des Westhafens, der gleich hinter den Dünen vor der Schleuse angelegt wurde. Thorsminde entwickelte sich so zu einem florierenden Fischereihafen. Heute finden dort auch größere Segler einen Liegeplatz mit guter Infrastruktur. Im Hafen befindet sich auch die Nørgaard Fisk og Røgeri, wo fangfrische Köstlichkeiten angeboten werden.


Wir spazieren an der Hafeneinfahrt entlang, vorbei am schier endlosen Sandstrand bis auf die Mole, die aus tonnenschweren, mächtigen Steinquadern besteht. Sie lässt uns erahnen, wie die Nordsee hier bei Sturm tobt. Einige Angler haben sich am Ende der Mole zusammen gefunden und versuchen ihr Glück. Thorsminde ist unter Petrijüngern, die hier unter anderem, Heringe und Makrelen angeln, sehr beliebt.

Zurück beim Museum bestaunen wir den Ankerfriedhof. Hier werden Exponate aus den Jahren 1700 bis 1950 ausgestellt. Noch nie habe ich so viele verschiedene Modelle gesehen. Alle sind beschriftet und ihre Funktionsweise wird erläutert. Doch noch was gelernt heute Abend!


Auf einer Anhöhe direkt an der Hauptstraße erinnert der mächtige Anker des englischen Linienschiffes HMS St. George an die Katastrophe im Winter 1811, als das Schiff zusammen mit der HMS Defence hier vor Thorsminde im Sturm kenterte und 1400 Menschen in den Tod riss. Das traurige Ereignis kannst du auf einer Tafel beim Anker nachlesen. Weitere Details sind im Museum ausgestellt.


Thorsminde Gammel Havn
Wir überqueren die Hauptstraße und statten dem kleinen Jollehafen einen Besuch ab. Sehr idyllisch ist es im alten Osthafen. Ein paar Angelboote liegen hier an der Zufahrt zum Nissum Fjord, der eigentlich kein Fjord, sondern ein Küstensee oder Binnengewässer ist. 70 Quadratkilometer ist er groß und teilweise von Schilfgürteln umgeben. Ein Vogelparadies und Rückzugsort seltener Pflanzen.


Hinter dem Gammel Havn Café, liegt die im Jahre 1995 erbaute, heutige Rettungsstation. Man errichtete sie anhand der Zeichnungen der Rettungsstation Thyborøn. Heute zählt die Rettungsstation Thorsminde zu einer von 21 dänischen Rettungsstationen, die noch in Betrieb sind.



Gut, dass wir uns zu diesem Zwischenstopp entschlossen haben! Schön ist es in Thorsminde. Wir werden definitiv wieder kommen und das St. George Strandingsmuseum besuchen. Besonders gut hat mir der kleine Gammel Havn gefallen! Es erinnert mich hier, an den Norsminde Fjord an der Odderküste. Die ganze tragische Geschichte um die beiden verunglückten, englischen Linienschiffe habe ich dir ganz bewusst nicht erzählt. Komm doch selbst hierher, ins wunderschöne Thorsminde zwischen Nordsee und Nissum Fjord!
