Holywell Bay, nahe Newquay, zählt zu den schönsten Buchten Cornwalls. Für mich stand sie ganz oben auf der To-do-Liste. Da musste ich hin!
Die Anfahrt
Das Wetter will nicht so richtig mitspielen, als wir uns morgens auf den Weg machen. Egal, heute soll es nach Newquay gehen und da liegt Holywell Bay fast auf dem Weg. Wir starten in Portreath und legen die ersten Kilometer auf der A30 in Richtung Bodmin zurück. An der Ausfahrt Perranporth/Newquay verlassen wir die Autobahn und folgen der A3075 bis zur Abzweigung nach Cubert, wo wir links abbiegen. Kurz darauf durchfahren wir den kleinen Ort und befinden uns schon auf der Holywell Road. Der gleichnamige Ort ist schnell erreicht. Dem Straßenverlauf folgend landen wir auf dem kleinen Parkplatz an der Holywell Beach Bar. Hier ist so früh am Morgen noch Platz. Ein paar Meter weiter, ist der Parkplatz des National Trust, dem Holywell Bay gehört, eine weitere Option. Gebührenpflichtig sind beide Parkplätze! Wie immer muss das Kennzeichen eingegeben werden und das Parkticket dann hinter der Frontscheibe platziert werden. Für zwei Stunden löhnen wir 4£.
Hohe Dünen und steile Klippen
Holywell Bay, was soviel wie, „Heiliger Brunnen“ bedeutet, aber dazu später mehr, erstreckt sich über fast eine Meile (1,6km). Der Sandstrand wird von hohen Grasdünen eingerahmt, die auf beiden Seiten in eine hohe Steilküste übergehen. Die Bucht ist Teil des South West Coast Path und einfach atemberaubend schön. Dazu tragen ganz besonders die Gull Rocks, die beiden Zwillingsfelsen bei, die dem Strand vorgelagert, der Brandung trotzen.
Vom Parkplatz führt ein kleiner, sandiger Weg direkt auf die Dünen zu. Wir überqueren einen schmalen Fluss auf einer idyllischen Holzbrücke und entscheiden uns, nicht über die hohen Dünen zu kraxeln, sondern dem Flüsschen zu folgen.
Und dann wird es so richtig spektakulär! Die Kulisse scheint tatsächlich einem Film entliehen zu sein und so ist es dann ja auch…
Holywell Bay – begehrte Filmkulisse
Diese Aussicht genoss James Bond, alias Pierce Brosnan, als er mit seinem Fallschirm im imaginären koreanischen Grenzgebiet hier einschwebte. Tatsächlich wurde die Eingangsszene für den Bondfilm „Stirb an einem anderen Tag“ 2002 hier gedreht. Die Einwohner staunten nicht schlecht, als das Filmteam tonnenweise Equipment heran karrte und die friedliche Holywell Bay in einen Kriegsschauplatz verwandelte.
Einige Jahre später fand hier erneut ganz großes Kino statt. Für das „Game of Thrones“ Prequel „House of the Dragon“, wurde die Bucht zum Phantasieort „Driftmark“. Anstelle der beiden Surfer hier im Bild, trafen sich Rhaenyra und Daemon im Mondschein zu einem Strandspaziergang. Zu sehen ist Holywell Bay in der 1. und 3. Folge der 1. Staffel.
In der britischen Serie „Poldark“, einem romantischen Drama, welches im 18. Jahrhundert angesiedelt ist, spielt die Bucht eine wichtige Rolle unter dem Namen „Warleggan’s Beach“. Fans der beliebten englischen Serie „Doc Martin“ dürfte die Bucht ebenfalls bekannt vorkommen. In den Verfilmungen der Rosamunde Pilcher Romane, bilden die markanten Gull Rocks immer wieder den Rahmen für romantische Szenen. Aktuell läuft im Kino die Adaption des Romans „The Salt Path“ von Raynor Winn. Die Schauspieler Gillian Anderson und Jason Isaacs erwandern sich auf dem South West Coast Path, unter Anderem auch Holywell Bay.
Meine Gezeiten App signalisiert mir, dass Low Tide fast erreicht ist. Der Strand ist unheimlich breit und weitläufig. Wir lassen die Dünen hinter uns und machen uns auf den Weg zum äußersten Ende des Strandes auf der rechten Seite. Der Sand ist noch vollgesogen mit Meerwasser, das hier vor kurzem noch stand. Die Felsen sind besiedelt von tausenden und abertausenden von gemeinen Miesmuscheln. Sie alle halten jetzt aus, bis das Meer sie wieder bedeckt.
Zwischen den Felsen bleiben Rock Pools zurück, die bei sonnig, warmem Wetter, beliebte Planschbecken für Kinder sind.
Versteckte Höhlen in der Holywell Bay
Warum ich so renne, fragt Dietmar irritiert. „Ich renne wegen der Höhle des Heiligen Cuthbert, darin befindet sich der Heilige Brunnen, der dieser Bucht den Namen gibt“! „Da willst du ja wohl nicht reinkriechen?“ erwidert er mit Blick auf die schmalen Felsspalten in den Klippen. „Stell dir vor, da kommt was ins Rutschen“, bremst er mich aus. Ganz sicher bin ich mir jetzt nicht mehr, ob ich den Heiligen Brunnen finden muss. Ganz am Ende des Strandes soll die betreffende Höhle sein und sie läuft auch als Erste, bei einsetzender Flut, wieder voll.
Dietmar bleibt zurück und ich renne weiter. Keine Ahnung, welche Höhle die richtige ist! Aber dann nehme ich all meinen Mut zusammen und krabbel ein Stück in die Höhle vor mir, hinein. Kühl ist es hier drin und sehr feucht. Es tropft, wie in einer Tropfsteinhöhle, haha. Die Wände schimmern in rosa und lila Tönen. Hinter mir rauschen die Wellen, über mir zigtausend Tonnen Gestein. Das muss reichen, ich habe meinen Höhlen Moment gehabt. Zwei schnelle Fotos und raus!
Die Legende um St. Cuthbert’s Cave und das Holy Well
In einer Höhle am nördlichen Ende der Holywell Bay, befindet sich ein Holy Well, ein Heiliger Brunnen, der angeblich durch die Berührung der sterblichen Überreste des Heiligen Cuthberts entstanden ist. Mönche brachten sie 995 n. Chr. dorthin, um sie vor dänischen Invasoren, den Wikingern, zu schützen. Die Legende besagt, dass dieses Wasser wundersame Heilkräfte besitzt und seit Jahrhunderten von Pilgern und Kranken besucht wird.
Der Brunnen besteht aus mehreren Becken oder Terrassen. Er erinnert mich an Sinther Terrassen. In der Info findest du ein verlinktes Video, das die richtige Höhle mit dem Brunnen zeigt.
Ein wenig Zeit bleibt uns noch diesen mystischen Ort zu genießen und irgendwie passt das Wetter auch ganz hervorragend dazu. Das Wasser beginnt nun merklich zu steigen und der Sand wird immer pappiger unter den Füßen. Wir treten den Rückzug an und streben den Dünen zu.
Hach, schön war’s! Ich wäre gerne länger geblieben, aber Newquay wartet auf uns. Wenn ich das nächste Mal hierher komme, finde ich den heiligen Brunnen! Ganz bestimmt!
