Heute wollen wir uns die wohl spektakulärste Kulisse in der Normandie anschauen. Wir fahren von Fécamp kommend, über die D940 nach Étretat. Die gut 17 Kilometer fahren sich ganz entspannt durch einige nette Ortschaften mit schmucken Häusern und herrlichen Hortensiensträuchern. Es ist Ende Juli und der Verkehr hält sich in Grenzen. Das ändert sich schlagartig, als wir Étretat erreichen.
Reger Andrang in Étretat
Wir sind plötzlich mittendrin im Gewusel und uns wird schnell klar, das es vernünftig ist, den großen Sammelparkplatz am Ortsausgang in Richtung Le Havre anzufahren. Es ist gegen 10 Uhr morgens und wir müssen eine Weile suchen, bis wir ein freies Plätzchen für unser Auto finden. Dann marschieren wir tapfer zurück in Richtung Innenstadt. Um uns rum ein Gewirr aus unzähligen, verschiedenen Sprachen. Aus aller Herren Länder strömen die Besucher in die gleiche Richtung.Wie sich dann herausstellt, ist heute, am Donnerstag, Krammarkt rund um die alte Markthalle, was den Andrang sicher noch verstärkt.








Wir lassen uns von der Menge treiben, die der Promenade zustrebt. Es ist ordentlich warm und wir entscheiden uns nach rechts, in Richtung der Falaises d’Amont abzubiegen.



Die gleiche Aussicht inspirierte schon Claude Monet zu einem seiner Gemälde:


Les Falaise d’Amont erhebt sich eindrucksvoll am östlichen Ende von Étretat und bietet einen der schönsten Aussichtspunkte der Alabasterküste. Von hier blickt man über das Meer, den Ort und die berühmte Felsenbrücke der Porte d’Aval. Ein gut ausgebauter Weg führt hinauf – ein lohnender Spaziergang, bei dem sich immer neue Perspektiven auf die spektakulären Klippen öffnen. Oben angekommen, steht die kleine Kapelle Notre-Dame-de-la-Garde, die den Fischern einst Schutz bot. Von hier aus scheint das Meer unendlich, und der Blick über die weißen Klippen und das tiefblaue Wasser ist einfach unvergesslich.

Nachdem wir eine Weile am Strand herumgewandert sind und uns den Port d’Amont von hier aus angesehen haben, steigen wir die vielen Stufen zur Chapelle Notre-Dame de la Garde hinauf. Von hier oben hat man fantastische Ausblicke auf Étretat.



Wir wandern ein Stück oberhalb der Falaises entlang und genießen die herrlichen Ausblicke.







In der Nähe der Kirche befindet sich der Eingang zu den Jardins d’Étretat. Der Landschaftsarchitekt Alexandre Grivko schuf hier, in exponierter Lage einen Garten, der zeitgenössische Kunst und Gartenarchitektur mit herrlicher Aussicht vereint.
Zwischen kunstvoll geschnittenen Buchsbaumformen, Skulpturen und modernen Installationen eröffnet sich immer wieder der Blick auf das Meer und die spektakuläre Küstenlinie. Die Gärten sind in verschiedene Themenbereiche unterteilt, die spielerisch Emotionen, Musik und Bewegung aufgreifen. So entsteht ein Ort, der sowohl zum Staunen als auch zum Nachdenken einlädt – ein lebendiges Beispiel dafür, wie sich zeitgenössische Kunst harmonisch in die Natur einfügen kann.


Es wird immer heißer und die Sonne brennt erbarmungslos hier oben. Wir genießen noch ein wenig die wunderschöne Aussicht und steigen dann die vielen Stufen zum Strand hinunter.




Porte d’Aval und L’Aiguille
Wir nähern uns jetzt dem Felsentor Porte d’Aval und der Felsnadel L’Aguille. Auch hier ließ sich einst Monet inspirieren und schuf gleich eine Anzahl von Kunstwerken, wie die Tafeln belegen.






Unterhalb der Felsen von Étretat verbirgt sich die geheimnisvolle Grotte Trou à l’Homme – eine kleine, vom Meer geschaffene Höhle, die ihren Namen einer alten Legende verdankt. Der Überlieferung nach wurde hier einst ein Schiffsbrüchiger an Land gespült, der wie durch ein Wunder überlebte. Heute lässt sich die Grotte bei Ebbe durch einen schmalen Durchgang im Fels erreichen. Doch Vorsicht ist geboten: Der Zugang ist nur für kurze Zeit möglich, bevor die Flut zurückkehrt und den Weg schnell wieder unter Wasser setzt. Wer sie besuchen möchte, sollte daher unbedingt auf die Gezeiten achten – sonst kann der Rückweg gefährlich werden.

Nach der Kletterei bei über 30 Grad entscheiden wir uns spontan die Falaises d’Amont ein anderes Mal zu erklimmen und den Rest des Tages lieber am schönen Strand von Étretat zu verbringen. Hier ist erstaunlich wenig los, weil sich alle auf die Steilküste konzentrieren.
Mein Fazit: Besser in einem anderen Monat hierherkommen, wenn man in Ruhe schauen und fotografieren möchte. Im Juli, und noch heftiger im August, herrscht hier ein Andrang, wie auf dem Jahrmarkt. Aus dem einstigen Fischerdorf, ist ein Hotspot geworden, der jedes Jahr zigtausende Besucher aus der ganzen Welt anzieht.
Étretat – Juwel an der Alabasterküste
Lage: Département Seine-Maritime, Normandie, Frankreich
Bekannt für: Spektakuläre Kreidefelsen Falaise d’Amont und Porte d’Aval, die steinerne Nadel L’Aiguille, charmantes Seebadflair und traumhafte Aussichtspunkte.
Sehenswürdigkeiten: Die kleine Kapelle Notre-Dame-de-la-Garde hoch über den Klippen, die Jardins d’Étretat mit zeitgenössischer Gartenkunst, die geheimnisvolle Grotte Trou à l’Homme (nur bei Ebbe zugänglich!) sowie der historische Vieux Marché im Ortskern.
Aktivitäten: Spaziergänge auf den Klippenwegen, Wanderungen entlang der Alabasterküste, Fotostopps an den Aussichtspunkten, Marktbesuch (Donnerstagsvormittag), Bootsausflüge und Strandspaziergänge.
Tipp: Am besten am frühen Morgen oder späten Nachmittag kommen – dann ist das Licht besonders schön und der Besucherandrang geringer.
Anreise: Étretat liegt etwa 25 km nördlich von Le Havre und ist mit dem Auto oder Bus gut erreichbar. Parkmöglichkeiten gibt es am Ortseingang.
Beste Reisezeit: Mai bis September – für Wanderungen, Ausflüge und den typischen Badeort-Charme.

