Houstrup liegt zwischen Henne Strand und Nymindegab – ein stiller, von Dünen, Wald und Heide umgebener Ort an der dänischen Westküste. Nach einem erlebnisreichen Tag in Hvide Sande mit vielen neuen Eindrücken sind wir auf dem Rückweg nach Henne Strand. Doch als wir bei Houstrup vorbeikommen, lockt das herrliche Wetter zu einem spontanen Abstecher: Warum nicht den Tag mit einem Strandspaziergang ausklingen lassen?
Wir parken auf dem großen Strandparkplatz, wo eine Tafel zwei markierte Wanderwege zeigt. Ganz in der Nähe liegt der Nyminde Strom (dänisch Nyminde Strøm), ein stilles Gewässer – ein Überbleibsel der einstigen Mündung des Ringkøbing Fjords in die Nordsee. Darüber spannt sich eine kleine, geschwungene Holzbrücke, die Gammel-Gab-Brücke, und wirkt auf den ersten Blick wie ein Naturgemälde.

Wir beschließen, unsere Route leicht anzupassen: Statt sofort zum Strom zu gehen, folgen wir zuerst dem Strandzugang und biegen nach rechts ab. Der Sand fühlt sich fest unter den Füßen an, das Meer rauscht dezent im Hintergrund, und die Abendsonne taucht Dünen und Himmel in warmes Licht. Nach einiger Zeit zeigt uns das Handy einen Dünenübergang zum Nyminde Strom – wir steigen hinauf. Der Weg über die Düne ist steil und mühsam, aber der Ausblick belohnt uns: Unter uns liegt das stille Wasser, die kleine Brücke, eingerahmt von Dünen, Heidekraut und Schilf.




Wir steigen hinab, erreichen die Brücke und entdecken eine kleine Bank – ideal für eine Pause. Rundherum breitet sich die typisch dänische Dünenlandschaft aus, durchzogen von Heide und Strandpflanzen. In diesem Mikro-Biotop herrscht eine überraschend vielfältige Pflanzenwelt – von Gräsern über Heidekraut bis zu spezialisierten Dünenbewohnern.




Ein Blick in die Geschichte: Vom alten Strom zur stillen Brücke
Der Ringkøbing Fjord, Dänemarks größter Küstensee, war nicht immer so still, wie er heute daliegt. Früher mündete er hier, bei Nyminde Gab, direkt in die Nordsee. Der Nyminde Strom erinnert noch an diese Zeit: Er ist ein Rest jener alten Verbindung, die durch Wind, Strömung und Sandverlagerungen nach und nach verschwand.
Um die Wasserverhältnisse im Fjord zu stabilisieren, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts weiter nördlich bei Hvide Sande eine Schleuse gebaut – seither wird der Austausch zwischen Meer und Fjord reguliert. Die alte Mündung bei Nyminde Gab blieb als ruhiges Gewässer bestehen – ein Biotop, das heute von Wasservögeln, Gräsern und Heidepflanzen geprägt ist.
Die kleine Gammel-Gab-Brücke, die hier über den Strom führt, ist kein historisches Bauwerk, sondern eine einfache, geschwungene Holzbrücke, die sich harmonisch in die Landschaft fügt. Sie ist Teil eines beliebten Wanderwegs, der über die Dünen und am Wasser entlangführt – ein Ort, an dem man wunderbar die Stille genießen und die Küstenlandschaft auf sich wirken lassen kann.
Auch Nymindegab, das kleine Dorf am südlichen Ende des Fjords, erzählt von dieser Vergangenheit. Einst lebten hier Fischer, die in kleinen Booten durch die Mündung zum Meer fuhren. Heute ist der Ort ein Ferienziel mit Galerien, Dünenpfaden und Blick auf den Fjord – und doch liegt über allem noch etwas von der alten Ruhe, die diese Küstenlandschaft so besonders macht.



Für den Rückweg folgen wir dem gelben Punkt. Ein Islandpony beobachtet uns neugierig – zusammen mit seinen Artgenossen grast es auf dem teils sumpfigen Gelände. Als wir den Parkplatz erreichen, steht es am Zaun und wartet beinahe auf uns. Ich teile meinen Müsliriegel, und als Dank posiert es geduldig für ein Foto.




Mein Fazit:
Ein herrlicher Tagesabschluss – und eine klare Empfehlung für alle, die Ruhe und Natur suchen. Die kleine Wanderung bei Houstrup verbindet Strand, Düne und Fjordlandschaft auf schönste Weise. Wer Dänemark von seiner stillen, ursprünglichen Seite erleben möchte, findet hier genau das.




